Christian Kracht
(1966 - )
1979 (Roman, 2001)
Auf dem Weg nach Teheran
sah ich aus dem Autofenster, mir wurde etwas übel, und ich hielt mich an
Christophers Knie fest. Sein Hosenbein war von den aufgeplatzten Blasen ganz
naß. Wir fuhren an endlosen Reihen von Birken vorbei. Ich schlief.
Später hielten wir an, um
uns zu erfrischen. Ich trank ein Glas Tee, Christopher eine Limonade. Es wurde
sehr rasch Nacht.
Es gab einige
Militärkontrollen, denn seit September herrschte Kriegsrecht, was ja eigentlich
nichts zu bedeuten hatte in diesen Ländern, sagte Christopher. Wir wurden
weitergewunken, einmal sah ich einen Arm, eine weiße Bandage darum und eine
Taschenlampe, die uns ins Gesicht schien, dann ging es weiter.
Die Luft war staubig, ab
und zu roch es nach Mais. Wir hatten nur zwei Kassetten dabei; wir hörten erst
Blondie, dann Devo, dann wieder Blondie. Es waren Christophers Kassetten.
Wir erreichten Teheran am
frühen Abend und zogen uns im Hotel um. Es war ein eher einfaches Hotel.
Christopher hatte gesagt, wir müßten dort ja nur schlafen, deshalb würde sich
ein teures Hotel gar nicht lohnen. Er hatte natürlich recht.
Unser Zimmer lag im
fünften Stock, es war mit grauem Teppich ausgelegt, der sich stellenweise
häßlich wölbte. Die Wände waren mit einer gelblichen Tapete beklebt, über den
kleinen Schreibtisch hatte jemand eine Stadtansicht Teherans gehängt,
allerdings in einem unmöglich schiefen Winkel zum Tisch, so daß die
Proportionen des Rahmens nicht zu stimmen schienen.